Sean "Diddy" Combs: Darum könnte der Prozess gegen den Rapper jetzt platzen (2025)

Warum wurde Sean “Diddy” Combs verhaftet? Ein Überblick

Während Sean Combs, Künstlername Diddy oder auch P. Diddy und Puff Daddy, nach seiner Verhaftung am 16. September im Gefängnis sitzt, kommen immer mehr Details und Quellen darüber ans Licht, was genau er getan und ermöglicht haben soll. Die Anklageschrift gegen ihn wurde am 17. September veröffentlicht. Sie enthüllt, dass Combs des Sexhandels und der Erpressung (im Original: Racketeering, was laut Wikipedia jegliche illegale Formen der Geschäftsführung umfasst und mit organisierter Kriminalität zu tun hat) angeklagt wurde.

Die Vorwürfe der sexuellen Gewalt und des Missbrauchs gegen Sean Combs kamen erstmals ans Licht, als seine Ex-Freundin Cassie Ventura im November 2023 eine Klage gegen ihn einreichte. Die Vorwürfe machten im März 2024 Schlagzeilen, als zwei seiner Wohnungen im Rahmen einer laufenden Untersuchung wegen Menschenhandels durchsucht wurden, wie CNN berichtet. Seit dem ersten Vorfall und seiner Verhaftung kamen immer mehr Videos und neue Infos zu seinem Fall heraus. Alles, was du darüber wissen musst, erfährst du hier.

Alle Vorwürfe, die gegen Sean Combs aka Diddy vorliegen, im Überblick

Wir haben eine Zeitleiste erstellt mit allem, was wir bisher über die Vorwürfe gegen Diddy wissen. Die letzten Neuigkeiten erfährst du oben – hier kommst du nach ganz unten, um die Timeline von Anfang bis Ende zu lesen.

Trigger-Warnung: Achtung, im folgenden geht es unter anderem um (sexuelle) Gewalt gegen Frauen.

5. Mai 2025: An diesem Tag beginnt der Prozess gegen den Rapper Sean “Diddy” Combs wie geplant. Zuvor wurde ihm eine außergerichtliche Einigung vorgelegt, mit der der Gerichtsprozess umgangen werden könnte. Er habe den Deal geprüft und abgelehnt – Details dazu sind nicht bekannt.

Combs und seine Anwälte plädieren jedoch weiter auf “nicht schuldig” und verlangen einen Freispruch. Deswegen haben sie auch die Einigung abgelehnt – ein Eingeständnis kommt nicht infrage. Ohne Deal droht ihm eine langjährige Haftstrafe, sollte er schuldig gesprochen werden. Der Freispruch ist immer noch möglich, denn sein Team betont, dass die Ankläger:innen freiwillig auf den Partys waren und somit Einvernehmlichkeit herrschte.

Im Gerichtssaal sind während des Prozesses keine Kameras erlaubt, wir werden also keine Bilder sehen. Der Prozess soll mehrere Wochen dauern und beginnt am 5. Mai mit der Auswahl der Geschworenen.

29. April 2025: Sean “Diddy” Combs musste einen Rückschlag vor Gericht hinnehmen: Bevor sein Prozess am 5. Mai 2025 beginnt, wurden jetzt Beweismittel zugelassen, die der Rapper und seine Anwälte lieber zurückgehalten hätten. Bei den Beweisen handelt es sich um angebliche Bestätigungen der von Combs orchestrierten “Freak-offs” –Sex-Orgien mit teils bezahlten oder auch teils dazu gezwungenen Protagonist:innen.

Combs’ Anwälte wollten diese Beweise nicht zulassen, weil sie “neue Theorien und Tatbestände” gestatten würden – ohne der Verteidigung genug Zeit zu geben, um angemessen darauf reagieren zu können. “Es ist für die Verteidigung unmöglich, diese neuen Anschuldigungen in den nächsten zwei Wochen zu untersuchen und zu beantworten“, schrieben Combs’ Anwälte. Außerdem berufen sie sich auf die Bemerkungen der Staatsanwaltschaft, die viele der Handlungen als ”einvernehmlich” einstuft. Sie baten ferner um eine Vertagung, damit sich Sean “Diddy” Combs auf ein Statement zu den neuerlichen Anschuldigungen vorbereiten könne. Laut Sean Combs und seinen Anwälten sind alle Vorwürfe haltlos.

7. April 2025: Das Anwälte-Team rund um Sean Combs versucht wohl gerade, die Psychologin Dr. Dawn Hughes daran zu hindern, in diesem Fall auszusagen. Dr. Hughes war bereits im großen Prozess von Amber Heards Verleumdungsklage gegen Johnny Depp im Jahr 2022 zu sehen und hat sich hier einen Namen gemacht. Ihre Anwesenheit im Prozess könnte wohl auch in diesem Fall für viel Medienaufmerksamkeit sorgen.

Das Hip-Hop-News-Outlet All Hiphop berichtete zuerst exklusiv darüber, dass ein 25-seitiger Antrag behauptet, Dr. Hughes habe keine direkte Kenntnis von den Vorgängen im Fall des Rappers. Sie würde keine Fakten bringen, sondern nur ihre eigene Meinung und alte Skripte. Laut dem Antrag soll Dr. Hughes wohl über “Zwangskontrolle” (auf Englisch: coercive control) sprechen, ein Begriff, den Staatsanwälte häufig in Fällen von häuslicher Gewalt und Menschenhandel verwenden. Das soll die Verhaltensmuster umreißen, die manche Missbrauchstäter angeblich anwenden, um ihre Opfer zu dominieren.

Sie habe sich jedoch laut Aussagen des Anwälte-Teams noch nicht mit den Opfern auseinandergesetzt, mit ihnen Interviews geführt oder eine psychologische Diagnostik durchgeführt.

Zu ihren früheren Arbeiten gehören die Prozesse von Harvey Weinstein, Johnny Depp und Danny Masterson. Combs’ Anwälte meinen, dass es bei ihrer Anwesenheit im Zeugenstand weniger um die Wahrheit als vielmehr um emotionale Beeinflussung geht. Die Staatsanwaltschaft ist hingegen der Ansicht, dass Dr. Hughes’ Einschätzung den Geschworenen hilft, ein Verhalten von traumatisierten Opfern zu verstehen, das verwirrend oder widersprüchlich erscheinen mag.

27. März 2025: Gut einen Monat bevor Sean Combs vor Gericht erscheinen muss, wurde eine neue Klage gegen ihn eingereicht. Ein anonymer Südkalifornier, der als Jon Doe firmiert, behauptet laut USA Today in einer Klage vor dem New York County Supreme Court, dass Combs ihn am Set eines Werbespots im Jahr 2022 oder 2023 sexuell belästigt habe. Doe selbst sei als Foto-/Produktionsassistent vor Ort gewesen. Er hätte mit Sean “Diddy” Combs ein Gespräch begonnen und sei dann von ihm in seinen Wohnwagen eingeladen worden. Dort hätte der Rap-Mogul ihn zum Oralsex aufgefordert und versprach im Gegenzug, “seine Karriere in Schwung” zu bringen.